Donnerstag, 26. Dezember 2019

Indien

Indien - Kulturschock oder einfach nur stinkende Müllberge, Kloaken auf offenen Straßen, Rotzen, Röcheln und Spucken mancher Inder, überall Kühe und deren Exkremente? Es wird jeden sauberkeitsverwöhnten Europäer auf eine harte Probe stellen, so auch uns. Besonders in Neu Delhi und Sawai Madhopur haben wir das hautnah erlebt.

Bezüglich des Essens können wir glücklicherweise sagen, dass wir so gut wie keine Magen- und Darmprobleme hatten. Das lag sicherlich daran, dass wir zum einen nur in Restaurants gegessen haben und fast ausschließlich Getränke aus Flaschen getrunken haben.

Mit Ungeziefer hatten wir sehr viel Glück: eine Kakerlake und ein paar Tausendfüßler; einer davon hat es sogar bis Deutschland geschafft und die Waschmaschine überlebt.

Aber nun zu unserer Reise: da Indien ein sehr großes Land ist und wir viel sehen wollten, haben wir bereits zu Hause mehrere Inlandsflüge gebucht und dazu auch gleich unsere Unterkünfte. Das war letztendlich bei nur drei Wochen auch gut so.
Als Reiseführer hatten wir uns den 1376 Seiten starken Lonely Planet Indien gekauft.

Wie meist begleitete mich ein kleiner und ein großer Rucksack. Die Wanderschuhe durften diesmal zu Hause bleiben.



Am 09.11.2019 flogen wir mit Lufthansa direkt nach Neu Delhi. Den Shuttle zum Hotel hatten wir von zu Hause aus organisiert, da wir nachts in Neu Delhi landeten und keine Lust hatten, uns mitten in der Nacht um ein Taxi zu kümmern.

Das Hotel in Neu Delhi lag in einer üblen Gegend - das haben wir dann nach ein paar Stunden Schlaf bemerkt. Wir beabsichtigten nach dem Frühstück im Hotel zu Fuß zu einem der Haltestellen des dortigen Hop-on Hop-off - Busses zu Fuß zu gehen. Da wir ständig sehr unangenehm bedrängt wurden, beschlossen wir nach kurzer Zeit, ein Tuktuk zu nehmen. Was es insgesamt auch nicht besser machte. Der Tuktuk-Fahrer verzögerte die Fahrt, indem er uns als erstes zu einer Reiseagentur fuhr, in der uns ein Typ mitteilte, dass der Hop-on Hop-off - Bus sonntags nicht fahren würde und uns natürlich ein eigenes, preislich absolut unseriöses Angebot machte. Langes Hin und Her - den letzte Sightseeingbus an diesem Sonntag haben wir aufgrund der zeitlichen Verzögerung nicht mehr erreicht, so dass wir uns in ein Taxi gesetzt haben, um uns die wenigen Sehenswürdigkeiten der Stadt anzusehen.

Qutb Minar - Sieges- und Wachturm (man kann hier deutlich den Smog sehen, der an diesem Tag wie auch schon mehrere Tage zuvor über der Stadt lag)


Lotustempel


Das typische Straßenbild in Indiens Städten




Old Delhi



So funktioniert Elektrizität auch.


Dann gings mit einer Fahrradritschka weiter.


Jama Masjid - Moschee (nur von Weitem); die größte Moschee in Indien und eine der größten der islamischen Welt. Ein Durchkommen wäre nur zu Fuß möglich gewesen.


Das rote Fort



Raj Ghat - eine Gedenkstätte; sie wurde 1951 zur Erinnerung an Mahatma Ghandi dort errichtet, an der Ghandis Leichnam am 31.01.1948 eingeäschert worden war.


Police Headquarters Delhi


India Gate


Blick von den Parlamentsgebäuden zum India Gate; hier wollte man uns übrigens das erste Mal fotografieren. Das ist uns später noch ein paar Mal passiert. Es gab auch Inder, die uns einfach so fotografierten ohne zu fragen - ein komisches Gefühl!


Parlamentsgebäude




Sikh Tempel Gurudwara Bangla Sahib


Märchenpalast


Und das Beste nach so einem Tag!


Am nächsten Tag - nix wie raus aus dieser Stadt; mit dem Flieger in den Norden, nach Bagdogra.
Von dort fuhren wir ca. zweieinhalb Stunden mit einem Jeep nach Darjeeling; Serpentinen rauf und runter, meist rauf - Auto an Auto. Darjeeling liegt auf ca. 2000 Meter Höhe. Da wir im Dunkeln dort ankamen und uns unser Gastgeber mit Abendessen versorgte, haben wir an diesem Tag nichts mehr von der schönen Gegend dort gesehen.

Der nächste Morgen auf unserer Terrasse - was für ein Ausblick bei frischer und klarer Luft.



Unsere unmittelbare Nachbarschaft





Da am Morgen doch viele Wolken aus dem Tal aufzogen, haben wir uns entschieden, an diesem Tag mit dem Toy Train nach Ghum und auch wieder zurück zu fahren.
Auf dem Weg zum Bahnhof ...


Wasserleitungen - oberirdisch





Die wenigen Schmalspurbahnen sind Relikte der Kolonialzeit. Leider war an diesem Tag nur die Fahrt nach Ghum und zurück machbar. Die Bahn fährt im Schneckentempo zum Teil ganz eng an Häusern vorbei und kreuzt mehrmals die Straße. Bahnübergänge, wie wir sie kennen, gibt es nicht.






Am Batasia Loop hielt der Zug für 20 Minuten.

War Memorial



Weiter nach Ghum; hier wirft wohl jeder seinen Müll einfach die Stufen hinunter.



Keine Ahnung, ob dieser Herr nur seine Füße gewaschen hat oder mit seinen Füßen etwas anderes.


Nach 30 Minuten Aufenthalt in Ghum fuhren wir wieder zurück nach Darjeeling.






Hundesiesta am Bahnhof von Darjeeling. Es gibt übrigens überall in Indien eine Menge harmlose Hunde.


Da das Wetter etwas besser wurde und wir unbedingt Bewegung nötig hatten, gingen wir zu Fuß zur Teefabrik Happy Valley Tea Estate.


Auch wenn wir schon einige Teefabriken besichtigt hatten, haben wir dieser auch einen Besuch abgestattet.



Zurück wählten wir einen anderen Weg, der erst einmal durch Teeplantagen ging. Hier sind uns überall Inderinnen und Inder aufgefallen, die sich wirklich gefreut haben, wenn wir gegrüßt haben. Dann ging ein Lächeln über deren Gesicht und unser Gruß wurde erwidert. Ein ganz anderes Indien als das, was wir in Neu Delhi kennen gelernt hatten.



Der Uhrenturm in Darjeeling.


Wie ihr seht, ist es schon Abend und fast dunkel. In Darjeeling war es kein Problem, abends durch die Stadt zu laufen. Klar hat mal der ein oder andere Tuktuk-Fahrer gefragt, ob er uns irgendwo hinfahren könne, aber bedrängt hat uns dort niemand. Auch als Frau alleine hätte ich dort keine Befürchtungen gehabt.

Und am nächsten Morgen sah das Wetter etwas besser aus. Unser Gastgeber hat uns, sobald er uns auf der Terrasse gehört hat, erst einmal Tee und Gebäck vor dem Frühstück gebracht.



Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Observatory Hill.




Und da ist er: der dritthöchste Berg der Erde, der Kanchenjunga mit 8586m. Ganz ehrlich, ich könnte stundenlang irgendwo sitzen und den Berg betrachten. Einfach irre!


Von dort sind wir mal etwas freestylemäßig in Richtung Tal gewandert. Googlemaps funktionierte und so konnten wir nicht verloren gehen.






Und wieder der Kanchenjunga - einfach traumhaft.


Durch Teeplantagen, kleine Dörfer und vieles mehr - einfach traumhaft bei ca. 22 Grad und Sonne pur!



Gorkha -Stadion













 Müllverbrennungsanlage


Zum Abendessen gabs dann in einem kleinen Restaurant die in Darjeeling bekannten Momos - hausgemachte gefüllte frittierte oder nur gekochte Teigtaschen (vegetarisch oder mit Huhn). Nach einem solchen Wandertag war das genau das Richtige.

Und am nächsten Morgen konnten wir uns wieder auf einen sonnigen Tag freuen.


  
In Darjeeling gibt es eine Seilbahn - das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Die Seilbahn befand sich fast am anderen Ende des Ortes.
Auf dem Weg dorthin






Dies ist eine Schule - glücklich, wer hier Schüler sein darf.



Und da ist sie.


Erst mussten wir lange anstehen.










Nach einem kurzen Aufenthalt gings mit der Seilbahn wieder zurück.



Am nächsten Tag mussten wir wieder Abschied nehmen - von der schönen Landschaft und den soooo netten Menschen.
Mit dem Taxi fuhren wir wieder zurück zum Flughafen Bagdogra, um von dort über Kalkutta nach Jaipur zu fliegen. Eigentlich hatten wir in Kalkutta genügend Zeit zum Umstieg. Da wir aber das ganze Prozedere mit Pass und Boardkarte vorzeigen sowie Securitycheck vollziehen mussten, war die Zeit knapp. Nur durch etwas Vordrängeln mit Hinweis auf unseren Flug, haben wir den Flieger noch erreichen können.

  

Auch in Jaipur hatten wir mit dem Hotel einen Shuttle vereinbart. Am Abend haben wir dann im hoteleigenen Restaurant zu Abend gegessen und mit einem Tuktukfahrer, der vorm Hotel wartete, eine Sightseeing-Tour für den nächsten Tag vereinbart.

Unser Hotel - eins der schönsten, das wir gebucht hatten.



Zuerst wurden wir zum Komplex des Stadtpalastes gefahren.










Direkt gegenüber befindet sich Janta Mantar - eine Observatoriumsanlage, die viele nach astronomischen Gesichtspunkten entworfene Bauwerke beherbergt. Diese dienen u. a. der Messung der Zeit, der Voraussage von Eklipsen, der Beobachtung der Planetenlaufbahnen sowie der Bestimmung von astronomischer Höhe.







Unterwegs



Wir fuhren weiter nach Gaitor - mit vielen Gedenkstätten an die Maharadschas






Etwas außerhalb von Jaipur - das Fort Amber, was mich wirklich beeindruckt hat.







Auf dem Rückweg  zum Hotel: der Wasserpalast...


... und der Palast der Winde.


Das war ein wirklich schöner Tag mit vielen Eindrücken, die in Erinnerung bleiben werden.

Am nächsten Tag brachte uns ein Taxi nach Sawai Madhopur - von dort wollten wir zwei Safaris in den Ranthambore Nationalpark unternehmen, um vielleicht einen Tiger zu sehen.




Kurz nach unserer Ankunft wurden wir bereits zur Nachmittagssafari abgeholt. Viele buchen ihre Safaris bereits Monate zuvor. Unser Gastwirt hatte uns per Mail zugesagt, dass es kein Problem sei, bei Ankunft zu buchen. Leider war es doch nicht so einfach, aber wir hatten Glück, es waren noch kurzfristig Plätze für die Nachmittagssafari und die am nächsten Morgen frei.



Das war ein Tiger - leider haben wir keinen gesehen.



Von weitem konnten wir dann einen Bären sehen.



Auch wenn die Stadt ein wirkliches Dreckloch ist, unsere Unterkunft lag etwas außerhalb und war sehr gepflegt.
Am nächsten Morgen wurden wir vorm Frühstück für die Safari abgeholt.











Leider haben wir wieder keinen Tiger gesehen. Alle aus unserer Unterkunft, die zeitgleich bei der Safari, nur in einem anderen Teil des Nationalparks waren, haben einen bzw. sogar drei Tiger gesehen.

Nach dem Frühstück brachte uns ein Taxi nach Agra. Das sind Strecken, für die niemand in Deutschland ein Taxi nehmen würde - 260 Kilometer in sechseinhalb Stunden für etwas mehr als 80 Euro.

Unsere Unterkunft lag mitten in Agra - etwas hostalmäßig, aber sehr sauber. Da wir dort erst am Abend ankamen, waren wir froh, dass dort für uns noch etwas gekocht wurde.
Unser Gastwirt machte uns am Abend noch darauf aufmerksam, dass der Eintritt zu den Sehenswürdigkeiten am nächsten Tag kostenfrei sei (Weltkulturerbetag).

Und so machten wir uns schon früh zu Fuß zum Taj Mahal auf den Weg. Um kurz nach sechs waren noch wenige Menschen unterwegs, so dass wir kaum angesprochen wurden.
Das Taj Mahal - ihr glaubt gar nicht, wie oft ich das fotografiert habe - es ist unglaublich schön!
Das Eingangstor








Hinter dem Taj Mahal befindet sich der Fluß Yamuna - bereits morgens roch es schon sehr unangenehm.
Ein einsames Boot auf dem Yamuna.





Und ein letztes Mal


Dann gingen wir zu Fuß zu unserer Unterkunft zurück, frühstückten und gingen zu Fuß zum Agra Fort.








Und hier ist es wieder - das Taj Mahal







Vom Fort aus fuhren wir mit einem Tuktuk zum kleinen Taj Mahal. Dabei mussten wir über den Fluss und dort war großes Wäschewaschen angesagt.


Der Eingang zu kleinen Taj Mahal


Und hier das kleine Taj Mahal



Und dann gings weiter zu einem kleinen Garten namens Methab Bagh auf der gegenüberliegenden Flussseite des Taj Mahal.



Da wir noch einen weiteren Tag in Agra zur Verfügung hatten, beschlossen wir am nächsten Tag mit einem Taxi zur Geisterstadt Fatehpur Sikri zu fahren. Die alte Hauptstadt liegt ca. 40 Kilometer südwestlich von Agra. Eine Legende berichtet von ihrer Entstehung in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Bereits zehn Jahre nach dem Bau wurde die Stadt aufgrund der mangelnden Wasserversorgung verlassen, zurück blieb eine Geisterstadt. Seit 1986 stehen die Baudenkmäler dieser Stadt unter dem Schutz der UNESCO und gehören zum Weltkulturerbe.
Vom Taxiparkplatz aus kann man mit einem Kleinbus bis zum Eingang fahren. Das haben wir auch getan. Zurück gingen wir diesen Weg zu Fuß.
















Für den nächsten Tag hatten wir einen Flug von Agra über Jaipur nach Mumbai gebucht. Morgens teilte uns unser Gastgeber mit, dass der Flug nach Jaipur storniert sei. Dazu muss man wissen, dass es in Agra nur einen Militärflughafen gibt und es sehr oft dazu kommt, dass normale Flüge gestrichen werden. Unser Taxifahrer zum Flughafen bot uns natürlich an, mit dem Taxi nach Jaipur zu fahren. Zeit genug hatten wir, da der Flug von Jaipur nach Mumbai erst am späten Nachmittag ging. Aber erst einmal wollten wir zum Flughafen in Agra, um uns dort selbst davon zu überzeugen, dass der Flug storniert worden war. Ich hatte nämlich keine Mitteilung darüber bekommen.
Am Flughafen angekommen, mussten wir uns erst einmal beim Militär ausweisen und unser Anliegen vortragen. Dann durften wir durch und konnten auf das Gelände. Eine kurze Fahrt und wir standen vor der Abflughalle. Da wir uns am Air India-Schalter erkundigen wollten, gingen wir rein. Die Abflughalle war leer.


Ein Angestellter von Air India bestätigte die Stornierung. Wir hatten also keine andere Wahl, als mit dem Taxi fünf Stunden nach Jaipur zu fahren, wollten wir doch am späten Nachmittag noch nach Mumbai fliegen.


In Mumbai hatten wir auch den Shuttle vom Flughafen ins Hotel bereits gebucht. Der erste Eindruck von dieser Stadt an diesem frühen Abend war sehr positiv. Moderne Wolkenkratzer, Bürgersteige, wenig Gehupe, Müllabfuhr und vieles mehr.
Im Hotel angekommen wechselten wir erst einmal das Zimmer. Da alle Zimmer keine Fenster zum Öffnen haben und aus der Klimaanlage ein modriger Geruch kam, baten wir um ein anderes Zimmer. Das war kein Problem; ebenso der Bettwäschewechsel in unserem neuen Zimmer, da die Bettwäsche nicht sauber war.

Gut ausgeschlafen machten wir uns am nächsten Tag auf den Weg zu einem Stadtspaziergang.
Überall begegnete uns viel Militär und Polizei. Dies ist u. a. eine Reaktion auf die Anschläge im November 2008, die die Stadt erschütterten. Dabei kam es an zehn unterschiedlichen Stellen innerhalb kurzer Zeit zu zahlreichen Morden, 17 Explosionen, u. a. zu Angriffen mit Schnellfeuerwaffen und Geiselnahmen. Eine Gruppe von ca. zehn Angreifern hatten sich vor Ort in mehrere Teams aufgeteilt. Die Anschläge dauerten insgesamt drei Tage, bis dann die Terroristen von der Polizei erschossen werden konnten bzw. ein in Pakistan ausgebildeter Täter lebend verhaftet werden konnte. Insgesamt gab es mindestens 239 Verletzte und 174 Tote.



India Gate


In unmittelbarer Nähe des India Gate - das Nobelhotel Taj Mahal Palace, in dem viele Gäste bei den Anschlägen 2008 starben.


Der Bahnhof - auch hier starben 2008 viele Menschen.
 



Das Rathaus gegenüber des Bahnhofs







Nach einer weiteren Nacht in Mumbai hieß es Abschied nehmen. Mit dem Flieger gings nach Goa, einem zumindest in den Dörfern am Meer eher touristischen Teil Indiens.

Unsere Unterkunft lag nur einen kurzen Fußweg vom Meer entfernt.

Nach unserer Ankunft konnten wir noch den schönen Sonnenuntergang am Meer bewundern.




Zwei Tage verbrachten wir am Strand, der übrigens sehr sauber war. An den anderen beiden Tagen mieteten wir uns einen Roller, um die Gegend zu erkunden, zu einem Wasserfall zu fahren und eine Gewürzfarm zu besuchen.









Natürlich haben wir hier auch gebadet - herrlich erfrischend.










Und dann waren drei Wochen auch schon vorüber. Von Goa flogen wir nach Neu Delhi und von dort nach einem kurzen Aufenthalt wieder nach Frankfurt am Main.